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Planet des Wissens

Philosophische Analogie zum Thema Wissen

 

Der Plant des Wissens ist einem Wasserplaneten ähnlich. Er besteht aus einem den Planeten umspannenden Meer, nur unterbrochen von großen Polkappen aus gefrorenem Wissen.

Das Meer ist nicht einheitlich tief. Es gibt Schluchten und Täler, Berge und Sandbänke. Die Meeresoberfläche repräsentiert die Wissensgebiete, das ganze Meer das zur Verfügung stehende Wissen und das Poleis ist Wissen, welches noch schmelzen muss, damit es zur Verfügung steht.

Auf diesem Meer schwimmen riesige Mengen von Mikroorganismen - einzelne und Kolonien, versehen mit Taschen und Einbuchtungen in der Zellmembran, in denen flüssiges Wissen aus verschiedenen Regionen und Tiefen des Meeres aufbewahrt werden kann. Denn das ist ihr Lebensziel - das Sammeln und Aufbewahren von Wissen.

Doch die Mikroorganismen sind unterschiedlich erfolgreich. Manche lassen sich treiben und dümpeln an der Oberfläche des Wissens herum. Sie erfreuen sich den ganzen Tag an den Reflexen des Sonnenlichtes und kümmern sich um nichts.

Manche Mikroorganismen sind neugierig und schwimmen hin und her und versuchen so viele Wissensgebiete wie möglich zu erreichen. Ihre Oberfläche ist voller kleiner Taschen, in denen jeweils nur wenig Wissen untergebracht ist, denn die Kapazitäten sind begrenzt.

Andere sind mutiger und tauchen bei interessanten Themen tiefer und tiefer. Wenige haben in wenigen Gebieten bisher jemals den Grund erreicht - und das längst nicht an den tiefsten Stellen. Vielleicht erzählen sie das aber auch nur - wer sollte es überprüfen?

Etliche Mikroorganismen bilden Kolonien und schließen sich zu Millionen zusammen. Je mehr es sind, desto gewichtiger werden sie und desto mehr Tiefgang bekommen sie. Auch der Umfang des gesammelten Wissens wird immer größer und viele Zusammenhänge werden deutlich. Doch die Organismen im Zentrum der Kolonien können selbst nicht mehr nach neuem Wissen tauchen und sind auf das gemeinsam erworbene und das von außen hinzukommende Wissen angewiesen. Sie verlieren ihren angeborenen Trieb, Wissen zu sammeln und verwalten oder konsumieren nur noch, was andere ihnen zutragen.

Manchmal werden solche Kolonien von Stürmen auseinander gerissen und das Wissen geht den Mikroorganismen verloren. Es verschwindet natürlich nicht einfach sondern fließt wieder zurück ins Meer. Durch Regen und Wind, Wellen und Strömungen werden Teile der Wissensgebiete vermischt oder durcheinander gewirbelt, so dass das Auffinden dieser zum Teil wichtigen Bruchstücke sehr schwierig werden kann.

Doch die Suche nach Wissen, das Sammeln und Zusammenfügen währt schon viele Millionen Jahre und wird noch etliche Milliarden Jahre andauern. Vielleicht wird eines Tages das gesamte Wissen in den Taschen und Einbuchtungen in der Zellmembran der Mikroorganismen versammelt sein und es wird eine den Planeten umspannende Kolonie entstehen, die alle Fragen des Universums beantworten kann. Vielleicht.

 

A.W. 10/2004

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