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Barbie, Diddl, Pokemon & Co.

Die Verschwörung der Wirtschaft gegen das Familieneinkommen

 

Ich steige die Stufen zu den Kinderzimmern hoch,  um die im Wohnzimmer liegen gelassenen Pokemon-Sticker zu Bett zu  bringen, und trete auf die neuesten Kreationen der Barbie-Modeschöpfer.

An  der Innenseite der Zimmertür meines Sohnes hängt ein Poster mit 150 Pokemons, auf dem  Schreibtisch steht eine Diddl-Spardose und im Regal stehen zwei  prall gefüllte Diddl-Ordner.

Meine Jüngste hat ihren Pikachu im Schlaf an sich gedrückt und  auf ihrem Schreibtisch eine Kladde mit selbst kreierten Pokemons,  ausgedachten Fähigkeiten und erfunden Orden.

Die Älteste hat die Diddl-Ära scheinbar überwunden. Dafür  schwimmt sie voll auf der Welle der Nintendo-Taschenmonster. Nur das  Album fehlt noch (nirgends zu kriegen). Auch die Barbiepuppen schlafen  in ihrem Haus und die Barbiepferde halten Wache. Neben Pferdebildern  hängen noch ein paar vereinzelte Sailormoon-Poster.

Eine  Welle löst die andere ab - oft ausgelöst durch das Fernsehen - und  verschlingt das Taschengeld. Aber das reicht natürlich nicht. Wir haben  sicher mehr als einhundert DM für Diddl-Blöcke ausgegeben, und  bestimmt eine Tankfüllung für die Beschaffung derselben und noch eine,  um Pokemon-Sticker oder Sammelmappen zu bekommen.

Ich  denke mit Grauen an die nächste Generation von Sammelobjekten, ohne die  meine Kinder nicht leben können.

Ich lasse meine Kinder  schlafen, steige die Stufen wieder hinab und gieße mir für heute den letzten Kaffee in meine Guten-Morgen-Tasse, von der mir die riesigen  Füße einer Diddlmaus ins Auge springen.

 

 

A.W. 06/2000

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